60.000 Bilder Krupp-Geschichte auf dem Archivportal
Das Historische Archiv Krupp verwahrt mehr als 2,5 Millionen Fotografien. Sie gehen zurück bis in die 1840er Jahre und stammen aus der Familie Krupp (von Bohlen und Halbach), vor allem aber aus dem früheren Krupp-Konzern. Der Bestand „F 4“ beinhaltet die Aufnahmen der Krupp-Werksfotografie aus der Zeit von 1949 bis 1999. Erstmals macht das Krupp-Archiv nun einen großen Teil dieser Motive online der Öffentlichkeit zugänglich.
Es handelt sich um eine zentrale Überlieferung von überregionaler Bedeutung, sowohl für die Krupp-Firmen als auch für die Fotografiegeschichte: Die im Unternehmen angestellten, fachlich spezialisierten Fotografen und Fotografinnen machten zwischen 1949 und 1999 rund 600.000 Aufnahmen, die als Negative in den Formaten 6 x 6 cm bzw. 24 x 36 mm auf insgesamt rund 100.000 Negativfilmstreifen vorliegen. Mit Fördermitteln aus dem Programm „Neustart Kultur“ der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien im Digitalprogramm „WissensWandel“ konnte das Krupp-Archiv 63.000 Negativfilmstreifen digitalisieren und stellt in einem ersten Schritt rund 10.000 Filmstreifen mit ca. 60.000 Einzelaufnahmen online.
Die Bildinhalte sind äußerst vielfältig. Zu sehen sind Betriebsanlagen, Produkte und Beschäftigte. Zu sehen sind die weltweiten Aktivitäten der Firma, Messen und Ausstellungen, die Einrichtungen der betrieblichen Sozialpolitik. Nicht zuletzt zeigt der Bestand Besuche von nationalen und internationalen Politikern, Staatsoberhäuptern, Unternehmern, Wissenschaftlern und Künstlern in der Villa Hügel. Insgesamt erlauben die Aufnahmen nicht nur einen Blick auf die Geschichte und Kommunikationsstrategie des Krupp-Konzerns, sondern vermitteln auch ein facettenreiches Bild von Wirtschaft und Industrie der Bundesrepublik Deutschland, schwerpunktmäßig in den Aufbau- und Wirtschaftswunderjahren. Da das Spektrum der Fotografien so groß ist, bieten sich zahlreiche Anknüpfungspunkte: von der Wirtschafts- und Technikgeschichte bis zur Kultur-, Sozial- und Politikgeschichte. Auch Material zu ganz aktuellen Forschungsdiskursen wie zum Postkolonialismus oder zu Genderthemen findet sich. Zudem ist der Bestand eine wichtige Quelle zur Erforschung der Geschichte der Fotografie: So können beispielsweise die Arbeitsweisen der Werksfotografen, ihre serielle Praxis und die Verfahren zur Auswahl von Motiven für eine Nutzung durch das Unternehmen untersucht werden.
In einem ersten Schritt können nun die von 1949 bis 1960 entstandenen Aufnahmen online gesichtet werden. Voraussetzung dafür war eine zeitintensive Überarbeitung der zunächst lediglich vorliegenden flachen, unvollständigen und fehlerhaften Verzeichnung, die auf zeitgenössischen Angaben der Fotografen basierte. Diese Erschließung wurde korrigiert und ergänzt. Geprüft wurden auch personen- oder urheberrechtliche Faktoren. In Einzelfällen mussten Motive danach für eine Veröffentlichung gesperrt werden.
Trotz der Überarbeitung können die Erschließungsinformationen und die Fotografien selbst vor dem Hintergrund ihrer thematischen Vielfalt und aufgrund von Zeitpunkt und Kontext der Entstehung auch Bildinhalte oder Begrifflichkeiten enthalten, die vom heutigen Standpunkt aus als unangemessen empfunden werden können. Das Historische Archiv Krupp distanziert sich ausdrücklich von allen gewaltverherrlichenden, diskriminierenden und propagandistischen Inhalten.
Bislang war die Nutzung dieser einzigartigen Unterlagen nur persönlich vor Ort im Krupp-Archiv in der Villa Hügel in Essen möglich. Mit dem Online-Zugriff hat jeder Interessierte nun die Möglichkeit, die Fotografien schnell und ohne räumliche Barriere zu sichten. Mit der Online-Stellung wird aber nicht nur der Zugang zu den Quellen erleichtert, sondern gleichzeitig auch ein erheblicher Beitrag zur Bestandserhaltung geleistet: Bildinformationen sind gesichert worden, und die Originale können nun geschont werden. Das Onlineangebot wird laufend erweitert werden.
Link zum Bestand „F 4“ Krupp Werksfotografie
Dieses Projekt wurde gefördert von: